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Gute Nachrichten für die Wirtschaft: Nach langem Warten hat der Rat der EU am 11. März 2025 endlich das ViDA-Paket verabschiedet und damit einen Wendepunkt für die Umsatzsteuer im digitalen Zeitalter eingeläutet. Zentrale Elemente dieser Initiative sind die Einführung der elektronischen Rechnungsstellung (E-Rechnung oder E-Invoicing) und der digitalen Meldepflicht (auch E-Reporting genannt).
Alles dreht sich um ViDA!
ViDA, kurz für "VAT in the Digital Age", ist eine entscheidende Initiative der EU zur grundlegenden Modernisierung des Umsatzsteuerrechts im digitalen Zeitalter. Die für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besonders wichtige Initiative zielt darauf ab, die Umsatzbesteuerung, insbesondere im grenzüberschreitenden Handel und im E-Commerce, zu vereinfachen und an die aktuellen Herausforderungen anzupassen.
Mit den jüngsten Vereinbarungen wurden konkrete Zeitpläne für die Umsetzung festgelegt, die weitreichende Veränderungen für Unternehmen in der EU mit sich bringen werden. Diese Vereinbarungen haben die Richtung und die Zeitpläne für ViDA deutlich präzisiert.
Doch was genau bedeutet das für Unternehmen? In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die zentralen Aspekte von ViDA – und darauf, was insbesondere KMU tun sollten, um sich rechtzeitig auf die bevorstehenden Änderungen vorzubereiten.
ViDA: Warum eine Modernisierung nötig ist
Das derzeitige Mehrwertsteuersystem steht im digitalen Zeitalter vor großen Herausforderungen. Grenzüberschreitende Transaktionen, E-Commerce und neue Geschäftsmodelle erschweren die korrekte Erhebung und Verwaltung der Mehrwertsteuer. Die daraus resultierende Mehrwertsteuerlücke - auch bekannt als VAT Gap - hat erhebliche Auswirkungen auf die Volkswirtschaften der EU und führt zu Einnahmeverlusten bei öffentlichen Dienstleistungen.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, will ViDA das Mehrwertsteuersystem an die Realitäten der digitalen Wirtschaft anpassen. Die wesentlichen Ziele von ViDA sind:
- An die digitale Wirtschaft anpassen: Die Mehrwertsteuergesetze sollen mit den Geschäftsmodellen und Transaktionen des digitalen Zeitalters Schritt halten.
- Die Mehrwertsteuerlücke verringern: Durch die Bekämpfung von Mehrwertsteuerbetrug und -hinterziehung soll die jährliche Lücke von 89 Milliarden Euro (Stand 2022) verringert werden.
- KMU entlasten: Komplexe Vorschriften sollen vereinfacht werden, um die Einhaltung zu erleichtern und den Verwaltungsaufwand zu verringern.
- Mehrwertsteuerbetrug wirksamer bekämpfen: Mehrwertsteuerbetrug, einschließlich Karussellbetrug und Steuerhinterziehung, soll durch verbesserte digitale Berichterstattung und Kontrollen wirksamer aufgedeckt und verhindert werden.
Kernkomponenten von ViDA und aktualisierte Zeitpläne
Nachdem wir die Ziele von ViDA betrachtet haben, werfen wir nun einen Blick auf die konkreten Hauptbestandteile und die aktualisierten Zeitpläne:
Autonomie der Mitgliedstaaten bei der elektronischen Inlandsrechnung:
- Die Mitgliedstaaten erhalten mehr Autonomie bei der Einführung nationaler Systeme für die elektronische Rechnungsstellung.
- Eine vorherige Ausnahmegenehmigung der Europäischen Kommission ist nicht mehr erforderlich.
- Unternehmen müssen bereit sein, E-Rechnungen zu verarbeiten, sobald ein Mitgliedstaat ein solches System einführt.
- Dies tritt 20 Tage nach der formellen Annahme von ViDA in Kraft.
Obligatorische elektronische Rechnungsstellung für innergemeinschaftliche Lieferungen:
- Die E-Rechnungsstellung gemäß der Norm EN 16931 wird ab dem 1. Juli 2030 für innergemeinschaftliche Transaktionen verpflichtend.
- Die Mitgliedstaaten haben die Möglichkeit, für nationale Transaktionen alternative Standards zu verwenden.
- Die Frist für die Ausstellung von Rechnungen wird auf 10 Tage nach dem steuerbaren Ereignis verlängert.
Digital Reporting Requirement (DRR) für innergemeinschaftliche B2B-Transaktionen:
- Ab dem 1. Juli 2030 müssen Unternehmen innergemeinschaftliche B2B-Transaktionen digital melden. Diese digitale Meldepflicht (oft auch als E-Reporting bezeichnet) wird als europaweit harmonisierte Vorgabe eingeführt.
- Für die Übermittlung von Rechnungsdaten werden verbindliche Instrumente vorgeschrieben.
- Länder mit bestehenden Systemen müssen sich bis zum 1. Januar 2035 anpassen.
Verbesserungen beim One-Stop-Shop (OSS):
- Das One-Stop-Shop-System (OSS), das es Unternehmen ermöglicht, ihre Umsatzsteuererklärungen für mehrere europäische Länder von einer einzigen Stelle aus einzureichen, wird erweitert und gestärkt.
- Konkret bedeutet dies eine Aktualisierung der Schwellenwerte für Fernverkäufe und eine Ausweitung des Anwendungsbereichs des OSS in den Jahren 2027 und 2028.
Plattformökonomie:
- Für digitale Plattformen werden neue mehrwertsteuerliche Pflichten eingeführt. Unter Plattformökonomie versteht man Geschäftsmodelle, bei denen digitale Plattformen als Vermittler zwischen Anbietern und Kunden fungieren, wie beispielsweise Airbnb für Unterkünfte oder Uber für Transportdienstleistungen.
- Eine freiwillige Phase beginnt im Juli 2028, die obligatorische Anwendung ab Januar 2030.
ViDA: Auswirkungen auf Unternehmen und KMU
Die Einführung von ViDA wird die Geschäftspraktiken in der EU erheblich verändern, insbesondere die Prozesse der Rechnungsstellung, der Transaktionsmeldung und Mehrwertsteuerabführung. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die oft mit begrenzten Ressourcen und komplexen Vorschriften zu kämpfen haben, werden sich auf erhebliche Veränderungen einstellen müssen. Eine frühzeitige Vorbereitung ist daher entscheidend.
Konkret bedeutet ViDA für Unternehmen:
- Effizientere Steuerabwicklung: Klare und harmonisierte Umsatzsteuerregeln reduzieren den Verwaltungsaufwand.
- Erleichterter grenzüberschreitender Handel: Harmonisierte Vorschriften verbessern den Marktzugang und reduzieren bürokratische Hürden im EU-weiten Handel.
- Fairere Wettbewerbsbedingungen: Eine modernisierte und gerechte Besteuerung schafft gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von KMU.
- Effizientere Prozesse durch E-Invoicing und E-Reporting: Die E-Rechnungspflicht und digitale Meldepflicht erhöhen die Effizienz und Genauigkeit und erleichtern die Einhaltung von Vorschriften. Durch die Automatisierung von Prozessen können KMU Zeit und Ressourcen sparen.
Es ist ratsam, sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen auseinanderzusetzen und die notwendigen Systeme und Prozesse zu implementieren, um von den Vorteilen von ViDA zu profitieren.
ViDA: E-Invoicing und E-Reporting gegen Betrug
ViDA revolutioniert nicht nur die Mehrwertsteuerregeln, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung von Mehrwertsteuerbetrug. Die Einführung der elektronischen Rechnungsstellung und der digitalen Meldepflicht sind zentrale Elemente dieser Strategie.
E-Rechnungen gehen weit über die bloße Digitalisierung von Papierrechnungen hinaus. Sie bestehen aus strukturierten Daten, die einen schnelleren Datenaustausch und eine effizientere Prüfung ermöglichen. Dies beschleunigt nicht nur die Verarbeitung, sondern erleichtert auch die Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten und Betrugsversuchen. Die digitale Meldepflicht ermöglicht auch die Übermittlung von Transaktionsdaten nahezu in Echtzeit, so dass die Steuerbehörden schneller auf verdächtige Aktivitäten reagieren können.
Darüber hinaus trägt die Stärkung des One-Stop-Shop-Systems zur Betrugsbekämpfung bei, indem die Einhaltung der Vorschriften vereinfacht und Fehlerquellen sowie Betrugsmöglichkeiten minimiert werden. Die neuen Pflichten für die Plattformökonomie schließen zudem Schlupflöcher, die bisher zur Umgehung der Mehrwertsteuer genutzt wurden.
Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre Systeme und Prozesse an die neuen Anforderungen anpassen müssen. Die Umstellung auf E-Invoicing und digitale Transaktionsmeldungen ist nicht nur eine Frage der Compliance, sondern bietet auch die Chance, von den zahlreichen Vorteilen der digitalen Verwaltung zu profitieren, wie z. B. interne Prozesse zu optimieren, Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Es ist daher ratsam, sich frühzeitig mit den technischen und organisatorischen Aspekten dieser Veränderungen auseinanderzusetzen.
Praktische Schritte für Unternehmen
Um sich optimal auf die Einführung von ViDA vorzubereiten und die damit verbundenen Vorteile zu nutzen, sollten Sie die folgenden praktische Schritte in Betracht ziehen:
- Bleiben Sie informiert: Die Entwicklungen rund um ViDA sind dynamisch. Es ist daher unerlässlich, sich kontinuierlich über die neuesten Änderungen, Richtlinien und Fristen auf dem Laufenden zu halten. Abonnieren Sie Newsletter von relevanten Institutionen, folgen Sie Branchenexperten und konsultieren Sie regelmäßig offizielle EU-Quellen, um sicherzustellen, dass Sie keine wichtigen Informationen verpassen.
- Bewertung der aktuellen Systeme: Analysieren Sie Ihre derzeitigen Rechnungsstellungs- und Berichtssysteme gründlich. Prüfen Sie, ob diese den zukünftigen Anforderungen von ViDA entsprechen oder ob Anpassungen oder Upgrades erforderlich sind. Berücksichtigen Sie dabei sowohl technische als auch prozessuale Aspekte.
- Integrationsplanung: Erstellen Sie einen detaillierten Plan für die Integration der E-Invoicing und E-Reporting Lösungen. Legen Sie klare Ziele, Zuständigkeiten und Zeitpläne fest. Arbeiten Sie eng mit Ihren IT- und Finanzabteilungen zusammen, um eine reibungslose Umsetzung zu gewährleisten.
- Schulungen: Schulen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rechtzeitig über die neuen Prozesse und Anforderungen. Stellen Sie sicher, dass alle Beteiligten die Änderungen verstehen und wissen, wie sie die neuen Systeme und Regeln anwenden müssen. Bieten Sie regelmäßige Schulungen und Aktualisierungen an, um das Wissen auf dem neuesten Stand zu halten.
- Holen Sie Expertenrat ein: Ziehen Sie Steuerberater und Technologieanbieter hinzu, die sich mit ViDA auskennen. Diese Experten können Ihnen helfen, die komplexen Anforderungen zu verstehen, die richtigen Lösungen auszuwählen und Ihre Implementierung zu optimieren.
Die Weichen sind gestellt
Wie wir gesehen haben, modernisiert ViDA das Mehrwertsteuersystem für das digitale Zeitalter und führt E-Invoicing und DRR für innergemeinschaftliche Transaktionen verpflichtend ein. Die Einführung für nationale Transaktionen bleibt den einzelnen Mitgliedstaaten überlassen. All diese Neuerungen im Rahmen von ViDA bedeuten für die Unternehmen erhebliche Veränderungen. Eine frühzeitige Vorbereitung ist daher unerlässlich, um einen reibungslosen Übergang und die Einhaltung der neuen Vorschriften zu gewährleisten.
Die Umstellung auf ViDA kann herausfordernd sein, aber mit den richtigen Tools können Unternehmen die Vorteile frühzeitig nutzen. Mit Banqup können Sie schon heute Ihre nationalen und grenzüberschreitenden Rechnungen im Handumdrehen auf E-Invoicing umstellen. Dazu gehört auch die B2G E-Rechnung in Deutschland. Dank unserer integrierten Peppol-Anbindung sind Sie bestens gerüstet. Melden Sie sich noch heute für Ihre kostenlose 30-Tage-Testversion an und legen Sie sofort los!